Nachgefragt beim Recycling-Experten: Welche Vorteile hat der Milchkarton?
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso wir unsere Premium Milch- und Molke-Produkte ausgerechnet in Milchkartons (Getränkeverbundkartons oder kurz GVK genannt) abfüllen und nicht zum Beispiel in Glas- oder Kunststoff-Flaschen? Auf den ersten Blick mögen Glasflaschen oder Kunststoff-Flaschen, etwa aus PET, wie eine „bessere Option“ wirken, doch hierbei gibt es zahlreiche Faktoren zu bedenken, die für oder gegen jeden Verpackungstyp sprechen. Wir haben uns dazu mit dem Stoffstrom- und Recyclingexperten Erwin Janda von der ARA (Altstoff Recycling Austria) unterhalten:

Ganz allgemein lässt sich sagen, die eine perfekte Verpackung gibt es nicht. Jeder Verpackungstyp hat seine eigenen Stärken und Schwächen, abhängig vom Produkt und den notwendigen Schutzeigenschaften. So lässt sich etwa die Mehrweg-Glasflasche zwar am einfachsten reinigen und wiederverwenden, ist aber gleichzeitig auch vergleichsweise schwer, was im Gegenzug beim Transport für höhere CO2-Emissionen sorgt.
Hier schneidet wiederum die deutlich leichtere Kunststoff-Flasche besser ab. Ist diese auch noch aus einem Monomaterial, wie zum Beispiel PET, hergestellt, lässt sich diese, bei richtiger Sammlung in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack, auch sehr effizient recyceln. Allerdings erzielt die PET-Flasche, ähnlich wie die Glasflaschen, in punkto Produktschutz, vor allem bei lichtempfindlichen Produkten wie Milch, keine Bestwerte.
Hier glänzt wiederum der Milchkarton, der im Vergleich am besten abschneidet und so sicherstellt, dass die hohen Qualitätsstandards der SalzburgMilch Produkte über möglichst lange Zeit gewährleistet werden können. Auch sind die Milchkartons relativ leicht und platzsparend, was sich beim Transport positiv auswirkt. Durch ihren mehrschichtigen Aufbau sind sie allerdings beim Recycling komplexer in der Handhabung.
Wie genau kann man sich den Recycling-Prozess von Milchkartons vorstellen?
Werden Milchkartons richtig in der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack entsorgt, landen sie in einer unserer heimischen Sortieranlagen, z.B. bei unserer TriPlast Anlage in Enns. Hier werden sie sauber von anderen Verpackungen getrennt und für die weitere Verarbeitung vorbereitet.
Hierbei muss man wissen, dass Milchkartons aus mehreren Schichten bestehen: der Hauptbestandteil ist Karton, der der Verpackung Form und Stabilität gibt, hauchdünne Kunststoff-Schichten sorgen im Inneren des Milchkartons dafür, dass dieser langfristig wasserdicht bleibt und nicht ausrinnt. Bei leicht verderblichen Lebensmitteln ohne Kühlung (H-Milch) enthält der Milchkarton zusätzlich eine Aluminiumschicht, die den Inhalt vor Licht- und Luftkontakt abschirmt.
Beim Recycling der Milchkartons wird üblicherweise die äußere Schicht in riesigen Heißwasserbecken, so genannten Pulpern, aufgelöst und die Faseranteile von den Alu- und Kunststoff-Schichten getrennt. Für diesen Prozess bedient sich ARA eines neuen, weltweit einzigartigen Verfahrens mit höherer Trennleistung bei gleichzeitiger Emissions- und Ressourcenschonung. Aus den dabei zurückgewonnenen Fasern werden wieder neue Kartons oder andere Papier- und Papp-Produkte hergestellt.
Und was geschieht mit den restlichen Bestandteilen?
Die ARA hat für deren bestmögliche Wiederverwertung mit dem „Upcycle-Verfahren“ einen neuartigen, patentierten Prozess entwickelt, bei dem die Aluminium-Schicht sauber von den Kunststoff-Bestandteilen getrennt wird. Das Alu kann im Anschluss wieder eingeschmolzen und bei neuen Produkten eingesetzt werden. Die restlichen Kunststoff-Bestandteile werden entweder in der mechanischen Wiederverwertung ebenfalls zu neuen Verpackungen und Produkten verarbeitet oder dem chemischen Recycling zugeführt, bei dem sie wieder zu Rohöl umgewandelt werden, dem Grundstoff der meisten Kunststoffe.
Materialien, die beim „Upcycle-Verfahren“ entstehen:

So wird der geschredderte Karton, mit all seinen mehr oder weniger verbundenen Bestandteilen, bezeichnet.

Das sind die Fasern, die im Pulper von den anderen Komponenten gelöst werden und dann wieder in die Produktion neuer Papier- und Papp-Produkte wandern.

So sehen die Kunsstoffbestandteile aus, nachdem sie vom Alu und den Fasern getrennt wurde.

Sie werden aus dem Kunststoffanteil hergestellt und wandern direkt in die Produktion neuer Produkte. Zurzeit sind das z.B. Mehrwegkisten oder Spritzgussteile. Für die Herstellung neuer Milchkartons oder anderer Lebensmittelverpackungen sind sie aktuell noch nicht geeignet. An Lösungen wird aber fleißig geforscht.

Die reycelten Alubestandteile kommen in Form von Aluflakes aus der Anlage, nachdem sie von den anderen Komponenten gelöst wurden.
Anschließend wird aus den vielen einzelnen Flakes ein Barren gegossen.