Transkript zum Podcast

Vielfalt der Milch, Tiergesundheit und Regionalität

Hallo und herzlich willkommen bei den Milchgesprächen, dem Podcast der SalzburgMilch.

 

Warum auf die Gesundheit der Milchkühe bei der SalzburgMilch so viel Wert gelegt wird, wie die Molkerei mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft umgeht und was es mit der neuen Käseverpackung auf sich hat. Diese Fragen werden wir heute mit Andreas Gasteiger, dem Geschäftsführer der SalzburgMilch klären.

 

Andreas, bei der SalzburgMilch gibt es seit Kurzem eine Premium Frühstücks-Heumilch. Was ist an dieser Milch so besonders, dass diese eigens abgefüllt wird.

 

Das Thema Heumilch ist bei uns im Unternehmen schon sehr, sehr tief verwurzelt, auch in der Region. Über Jahrzehnte produzieren wir schon Heumilchkäse oder andere Produkte und natürlich muss man auch den Konsumentenwünschen immer wieder gerecht werden. Unser Marketing und die Marktforschung haben analysiert, dass das Thema Bewegungsfreiheit bei den Kühen auf den einzelnen Höfen sehr wichtig ist. Diese Positionierung als Frühstücks – HEUMILCH nutzen wir, weil wir bei den ganzen Spezialmilchsorten den Lead in ganz Österreich haben. Das sage ich ganz offen, weil wir sehr, sehr viel Pionierarbeit geleistet haben in den Themen Tiergesundheit und einzelne Milchsorten-Verwertung. Wir haben gesagt, wir widmen uns dem Thema Frühstück und haben gemeinsam dieses Thema Frühstücks-Heumilch besetzt.

 

Die Besonderheit ist, dass die Heumilch von der Bewirtschaftung frei von Gärfuttermitteln ist, das ist gesetzt schon von früher her aus der Emmentaler-Produktion. Wir als größter Heumilch-Verarbeiter im Bundesland Salzburg versuchen, diesen Nährwert nicht nur vom Bauern an den Konsumenten transportieren sondern wir möchten das auch sichtbar machen.

 

Allein die SalzburgMilch hat mittlerweile sehr verschiedene Milchsorten im Regal stehen. Für den Konsumenten ist das durchaus schwierig, die Unterschiede zu erkennen. Seht ihr dieses Problem nicht?

 

Doch. Es gibt eine Vielfalt. Wenn man nur uns hernimmt, wir haben 7 Milchsorten. Diese sammeln wir, das ist ja schon ein riesiger Aufwand. Und wir denken schon weiter an eine 8. oder 9. Wir sind ja da ziemlich kreativ ;-) Aber wir haben für jeden Konsumenten das richtige Konzept. Ob das im gentechnikfreien Premium-Konzept ist, ob das ein Heumilch-Konzept ist, ob das ein Bio- oder Bio-Heumilch-Konzept ist, da gehen wir in die Nische. Wir haben zwar viele Milchsorten, aber wir haben nicht hunderte Millionen von diesen Sorten, sondern immer eine differenzierte Menge. Und da sprechen wir – und das ist auch die Kunst – den bestimmten Verbraucher an, der dieses Produkt auch kaufen möchte. Das ist uns über Jahre gelungen und das bauen wir auch in Zukunft aus. Da sind wir erfolgreich und da schauen auch sehr viele auf uns. Es ist das Handling eine riesige Komplexität, weil man neben den Milchsorten auch die verschiedenen Verpackungseinheiten haben muss, aber das haben wir im Griff, das können wir, da sind wir spezialisiert. Und darauf werden wir uns in Zukunft auch noch verstärkt fokussieren.

 

Ja, wir haben einige Gedanken dahingehend, dass wir einige Sorten wieder modifizieren. Das ist unser Lead, unsere Stärke und darauf bauen wir auf. Obwohl ich auch sagen möchte, dass man auf die eine oder andere Milchsorte gar nicht verzichten kann. Man kann jetzt nicht sagen, die eine ist besser, die andere schlechter. Das möchte ich auch ganz klar sagen. Wir sind glücklich, dass wir auch die gentechnikfreie Milch haben oder auch Bio. Bei uns ist einfach der Mix das Ausschlaggebende, damit man den Konsumentenwünschen gerecht werden – ganz egal, ob das gentechnikfrei oder Bio ist.

 

Aber das heißt, es sind wirklich eigene Schienen, die werden wirklich beim Bauern separat abgeholt. Es ist nicht eine Milch, wo man verschiedene Marken daraus macht oder Aufkleber darauf gibt.

 

Nein, das geht nicht, das ist ein Unding, das ist unmöglich. Man hat ja auch Verantwortung den Konsumenten gegenüber, die Marke transportiert ja auch Vertrauen und Ehrlichkeit. Also, wir sammeln wirklich beim Bauern jede Milchsorte einzeln in eigenen Kammern. Wir haben verschiedene Kammern und verschiedene Saugsysteme auf bzw. in den Tanksammelwägen. Wir bringen sie her, stapeln sie extra und sie wird auch extra abgefüllt im Unternehmen. Weil es auch wichtig ist, dass alles rückverfolgbar ist. Das ist auch gewährleistet. Wir haben verschiedene Audits im Qualitätsbereich, aber auch von Handelspartnern – durchschnittlich alle 10 Tage ist jemand Externes im Haus und kontrolliert uns. Und da sind wir auch transparent und haben eine lückenlose Aufzeichnung und das leben wir auch im Haus. Wir haben eine offene Kommunikation zu diesen Themen und da sind wir glücklich, dass wir so vorgehen können.

 

Du hast das Thema Tierschutz bereits angesprochen. Bei der SalzburgMilch gibt es seit 2017, seit der Einführung der Premium Milch, eine eigene Tiergesundheitsinitiative. Wie sieht diese aus? Wie läuft dieses Projekt?

 

Da muss ich jetzt ein bisschen ausholen, weil 2017 haben wir die Premium-Marke eingeführt, aber man muss sagen, dass wir schon 2 Jahre früher auf diese Markenstrategie gesetzt haben und dieses Projekt entwickelt haben. Das kommt ja nicht von heute auf morgen, dass man eine neue Packung macht, nach dem Motto „dann machen wir etwas“. Da sind wir schon in uns gegangen. Wir haben das ganze Unternehmen auf den Kopf gestellt und haben analysiert in allen Abteilungen. In diesen Arbeitsgruppen waren ja bis zu 50 Mitarbeiter dabei aus allen Abteilungen. Sie sind „Over Time“ gegangen und haben sich wirklich engagiert, auch eigentümerseitig waren einige Herren eingebunden: vom Aufsichtsrat und auch von den Vorständen, die wir immer darüber informiert haben, was wir vorhaben. Das ist einmal das eine – das Markenkonzept. Dann hat man sich gefragt: „Wo unterscheiden wir uns von den anderen?“

 

Das ist auch das wichtige – das Unterscheidungsmerkmal, dass nicht alle das gleiche machen. Damals, als wir das eingeführt haben, sind wir schon ein bisschen von den anderen belächelt worden. „Was machen sie denn da jetzt wieder? Das kann eh‘ jeder machen.“ Aber wir machen es mit der Intensität, wie kein anderer. Wir haben gesagt – wenn, dann muss man das plakativ machen. Der Bauer macht ja schon so viel. Das was wir zeigen, macht der Bauer schon über Jahrzehnte, aber keiner sieht es. Wir machen es über unsere Marke sichtbar – das ganze Thema Tiergesundheit/Tierwohl und die ganzen Themen, die wir hier verarbeiten. Und da haben wir im Projekt gefragt „Wie weit gehen wir zu dem Thema?“ Wir möchten weg von der Kontrolle kommen. Wir haben unsere Checks gemacht und die Bauern damit abgeholt. Wie wir das Projekt entwickelt haben, haben wir zuerst mit den Vorständen angefangen. Haben den Vorstand gefragt „Ist das etwas?“. Die haben dann gesagt „Das müsst ihr justieren, das ist nicht so gut, das ist wieder besser, das ist plakativer.“ Wie zum Beispiel das Thema „Ausweichdistanz“. Das sagt jedem etwas. Wenn man zu einem Tier hingeht, Kuh oder Kälbchen, und die springt gleich davon, dann weiß man, dass sie ein bisschen verschreckt ist. Da kann es sein, dass nicht alles so richtig läuft. Da haben wir dann auch die BOKU und NGOs eingebunden. Das ist auch ganz wichtig, dass die dabei sind. In der BOKU wurde das auch mit einer Doktorarbeit belegt – die ist jetzt auch abgeschlossen - dass das Thema Tiergesundheit / Tierwohl einen Einfluss auf die Milchqualität hat. Auch das Thema Klauengesundheit ist ein ganz wichtiges Thema. Sehr viele glauben das nicht. Aber für uns ist es dann darum gegangen, dass wir diese Bauern alle checken, damit wir dann eine Benchmark unter den Bauern haben. Da geht’s jetzt nicht darum – Der eine ist besser, der andere schlechter. Der eine kriegt einen Einser, der andere einen Dreier – da geht es einfach um das ganze Monitoring und Management von einem Hof. Dann kann der Bauer A fragen: „Was machst du besser als ich, weil du da vielleicht eine andere Anzahl an Punkten hast?“ Da kann man dann einen Austausch machen. Daher haben wir auch als einziges Mokereiunternehmen in Österreich eine Tierärztin eingestellt, die das mitbegleitet und mitbetreut. Damit auch der Bauer einen professionellen Ansprechpartner hat, der ihn nicht belehrt oder erzieht, sondern der ihm Tipps gibt. Das wird immer schlecht aufgenommen, wenn es als Lehrerfunktion raus geht. Bei dieser Tiergesundheitsinitiative soll einfach unterstützt und diese Reise gemeinsam mitgemacht werden. Wir sind sehr erfolgreich und das spiegelt sich jetzt auch schon in der Marke wieder.

 

Du hast gerade gesagt, dass ihr da erfolgreich seid. Lässt sich das auch messen, dass es Verbesserungen gegeben hat im Bereich der Tiergesundheit, in der Tierhaltung? Ihr macht ja da immer wieder Audits bei den Betrieben draußen. Hat man da eine Veränderung festgestellt oder wie macht sich das bemerkbar?

 

Wie wir begonnen haben, hatten wir knapp 170 Betriebe, die noch in der dauernden Anbindehaltung waren. Mittlerweile haben wir keine mehr. Das ist schon einmal sichtbar gewesen! Wir haben diese Betriebe unterstützt, haben gefragt „Was können sie machen mit vertretbaren Aufwand eines Umbaus?“ Oft kann man nicht sagen, dass jeder einen Laufstall bauen muss. Das ist im Berggebiet unmöglich, dass jeder einen Laufstall baut. Dass jemand mit 5 Kühen einen Laufstall macht, ist wirtschaftlich nicht vertretbar. Andererseits muss man auch die bäuerliche Struktur erhalten, auch für den Tourismus – das ist eine Koppelreaktion zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Der Tourismus profitiert ja nicht nur indirekt, sondern auch direkt durch eine gesunde Landwirtschaft und Almwirtschaft. Da haben wir schon gesehen, dass wir diese Themen richtig besetzen. Es ist ein steiniger Weg gewesen und es hat eine Zeit gedauert, bis diese dauernde Anbindehaltung komplett wegbekommen haben.

 

Aber wir haben auch Homöopathie-Kurse eingeführt. Wir hätten nicht geglaubt, dass die Bauern so eine Resonanz zeigen würden, obwohl wir teilweise in diesem Bereich finanziell unterstützt haben und einen Beitrag als Unternehmen geleistet haben. Es sind mehrere Hunderte zu diesen Kursen gegangen. Wir sind jetzt im 3. Jahr. Im Jänner 2021 machen wir noch einmal Kurse, da werden sich wieder ein paar Hundert anmelden zu diesen Homöopathie-Themen, weg von den Medikamenten. Das wird nicht komplett gehen, das ist immer eine Symbiose, man braucht das eine und das andere.

 

Und auch zum Thema Klauengesundheit haben wir Kurse gemacht. Da sieht man schon, dass sich das wesentlich verbessert hat. Wir haben immer gesagt, dass wir die Pioniere der Tiergesundheit sind. Das haben wir auch besetzt, weil es kein anderer in dieser Art und Weise und Dominanz und Ehrlichkeit durchgeführt hat. Weil kein anderes Unternehmen checkt alle Bauern – bei uns sind das knapp 2.700, die wir in einem Jahr überprüft haben. Danach gibt es die Drittellösung auf 3 Jahre, dass wir jedes Jahr 1/3 unserer Bauern „checken“, gemeinsam die Verbesserungsmöglichkeiten besprechen und umsetzen.

 

Das heißt, jeder Betrieb wird im Schnitt jedes dritte Jahr kontrolliert?

 

Ganz genau, jedes 3. Jahr wird er kontrolliert. Im ersten Jahr wurden alle durchkontrolliert, wobei es uns wichtig war, dass wir das extern gemacht haben. Wir wollten nicht, dass unser Hofberater hinfährt, sondern wir haben es über die SLK, Kontrollstellen oder LKV gemacht. Das wurde aufgeteilt, damit das auch eine dementsprechende Bedeutung hat und eine Ehrlichkeit und Transparenz dahinter ist. Natürlich schauen da sehr viele auf uns!

 

Das Thema Tierwohl findet sich bei euch auch in der Bewerbung eurer Produkte sehr stark wieder. Steht man damit auch unter verstärkter Beobachtung, nicht nur der Konsumenten, vielleicht auch des Mitbewerbs?

 

Ja, das ist klar. Wenn man so einen Weg einschlägt, schauen sehr viele auf einen. Nicht nur der Konsument, auch der Mitbewerber, der dann auch einige Themen besetzt hat. Aber in einer anderen Art und Weise. Ich möchte jetzt nicht sagen, ob es besser oder schlechter ist, aber halt nicht so, wie es wir gemacht haben. Wir haben zu diesen Themen auch sehr viel Geld in die Hand genommen. Aber neben Konsumenten und Mitbewerbern schauen natürlich auch NGOs auf uns. Es gibt in Salzburg einen ansässigen NGO-Verein, mit dem wir in einem regen Austausch sind und mit dem wir eine Kommunikation haben. Da sagen wir nicht „Jetzt kommen sie schon wieder, was haben sie schon wieder?“, sondern sie haben auch teilweise Dinge aufgezeigt. Wir sind diese Initiative gegangen, gemeinsam mit den Bauern. Aber ein paar waren ein bisschen elastischer mit dieser Umsetzung, was dem Verein aufgefallen ist. Sie haben uns informiert und wir fahren dort hin und stellen das ab. Da haben wir eine ganz offene Kommunikation gehabt, obwohl die NGOs da natürlich sehr medial aktiv sind bei diesen Themen. Aber wir versuchen da natürlich schon, dass wir den Dialog machen. Den sind wir auch aktiv eingegangen. Wir haben immer wieder Besprechungen gehabt, ca. 3-4 bis jetzt, wo wir uns ausgetauscht haben. Danach sind wir zu den Betrieben hingefahren und haben diese Themen auch abgearbeitet.

 

Viele Milchbauern vergrößern ihre Betriebe, andere hören auf und sperren zu. Was bedeutet dieser Strukturwandel für euch als Verarbeiter, als Molkerei?

 

Wir selbst als Unternehmen betreiben diesen Strukturwandel nicht aktiv. Der Strukturwandel ist oft vorgegeben von Themen, die von uns als Molkereiunternehmen nicht beeinflusst werden können. Das sind teilweise EU-Verordnungen, gesetzliche Bestimmungen aber es ist oft auch dem geschuldet, dass kein Hofnachfolger zu finden ist. Das haben wir auch bei unserer Initiative gesehen, die wir gemacht haben, wo wir diese ganzen Tierwohl-Checks gemacht haben. Dass da dann einige von denen, die eine dauernde Anbindehaltung gehabt haben, gesagt habe, sie würden es jetzt lassen. Aber die hätten sowieso aufgehört, das ist jetzt einfach vorgezogen worden. Sie hätten sonst in 2-3 Jahren aufgehört, weil es meistens Bauern waren, die Mitte/Ende 70 waren, die keine Perspektive mehr gehabt haben. Wir versuchen in solchen Fällen schon, dass wir schauen, dass wir die Bauern mitbegleiten und keinem partout sagen, dass er aufhören muss, weil es nicht funktioniert mit ihm. Sondern wir machen oft Empfehlungen und reden mit Nachbarn, dass diese eine dementsprechende Unterstützung geben. Aber es wird nicht zum Aufhalten sein. Es hören halt auch sehr viele pro Jahr auf, auch in unseren Gebieten, die einfach die Stalltüre schließen. Das ist total bedauerlich, weil die Bauern eine irrsinnige Leistung machen. Man muss ja wissen, sie arbeiten 365 Tage im Jahr für die eigene Sache und oft für ihre Ideologie. Sie schauen nicht auf den letzten Cent vom Jahresergebnis, der unterm Strich raus kommt, wie es oft bei einem wirtschaftlichen Betrieb ist. Ein Bauer ist auch ein Wirtschaftsunternehmen – viele sind zwar pauschaliert, ein paar haben andere Einkünfte im Nebenerwerb. Sie sind Idealisten. Man muss sich auch vorstellen, was wäre, wenn es keine Bauern mehr gäbe. Wie würde es aussehen? Da muss ich wieder sagen – da hätte der Fremdenverkehr das größte Problem. Wer sollte das zahlen? Da wäre ich gespannt.

 

Daher muss man schon auch schauen, dass man einerseits auch einen attraktiven Milchpreis auszahlt, was – und das sage ich auch ganz offen – nicht immer ganz einfach ist, weil die Marktgegebenheiten oft schwierig sind, wie wir es heuer Corona bedingt hatten. Wo wir aber sehr vernünftig über diese Krise gekommen sind. Andererseits sind auch die ganzen Themen wichtig wie Unterstützung bei Tiergesundheit, Beratungen, usw. Wir hoffen natürlich, dass immer weniger Bauern aufhören, aber es wird wahrscheinlich auch in Zukunft so sein, dass die ganz kleinen oder jene, die keinen Hof-Nachfolger haben, aufhören werden und einige andere größer werden, weil sie vielleicht die Wiesen und Felder pachten oder die Höfe pachten und sagen, das nebenbei würde gut dazu passen. Andererseits muss man sehen, dass zumindest die Bewirtschaftung weitergeht. Und nur zu sagen, ein ganz kleiner Bauer ist ein super Bauer und ein großer ist ein schlechter, das kann man auch nicht. Es gibt sehr große Bauern, die auch einen sehr tollen Job machen und genauso auch kleine Bauern.

 

Das heißt, ihr habt bei der SalzburgMilch bei den Lieferanten einen großen Mix drinnen, von einem sehr kleinen Betrieb bis zu einem großen Betrieb. Da wird wahrscheinlich alles bunt dabei sein, nehme ich an oder?

 

Ja, sowieso. Wir haben einen sehr bunten Mix, von einem der 2 Kühe bis zum größten, der knapp 300 hat. Aber der lebt das Thema Tiergesundheit genauso wie ein kleiner, weil er auch mit Herzblut dabei ist. Wir sind da weit, weit weg – bei der SalzburgMilch und sogar auch in der österreichischen Milchwirtschaft – von dänischen Unternehmen oder von slowakischen Unternehmen, die 1.000 Kühe haben oder wie auch immer. Das wird es bei uns nie geben, das kann ich mir nicht vorstellen. Weil es einfach die Struktur auch nicht hergibt und die Landwirtschaft ganz anders aufgestellt ist. Deshalb hat jeder Bauer, wie er sich auf aufstellt, seine Berechtigung, so wie auch jeder Bauer für sich selbst entscheiden muss, ob er ein gentechnikfreier Lieferant ist oder Bio oder Heumilch, oder was auch immer für ihn die beste Bewirtschaftungsform ist. Für uns ist es wichtig, dass jemand nicht nur Bio-Lieferant ist, weil wir einen guten Preis auszahlen, sondern weil er die „DNA“ hat als Bio-Bauer. Da sind wir eigentlich gut aufgestellt.

 

Das heißt aber, die Entscheidungsfreiheit, wie ein jeder Betrieb produziert – ob er Bio oder Heumilch macht oder mit Silage arbeitet – das überlässt ihr den Betrieben selbst? Das gebt ihr nicht vor?

 

Nein, das geben wir nicht vor. Es kann ja sein, dass ein Bauer sagt, er kommt überhaupt nicht mehr zusammen mit der Heumilch-Wirtschaft, er stellt jetzt um auf gentechnikfreie Milch. Dann stellt er eben um. Dann wird seine Milch genauso gesammelt. Das geben wir nicht vor, dass wir sagen, er darf dann nicht mehr liefern. Das machen wir nicht! Wir haben da immer eine ganz offene Kommunikation mit den Bauern gehabt. Wenn jetzt einer umstellt auf Bio, ist das auch kein Problem. Wir haben jetzt gerade wieder einen gehabt, der von Bio- auf Bio-Heumilch umgestellt hat, ein Bauer im Gebirge drinnen. Den sammeln wir auch jetzt seit 1.7. mit Bio-Heumilch. Da sind wir glücklich, dass es solche Bauern gibt, die den Mut haben, das zu machen. Und da sind wir elastisch mit den ganzen Sorten.

 

Großes Thema ist jetzt gerade die Regionalität. Ihr seid ein regionaler Milchverarbeiter, aber durchaus auch in einer Größe, wo ihr relativ stark auch exportiert seid. Eure Produkte gehen sehr viel auch nach Deutschland oder in andere Länder in Europa. Wie schwer ist es für euch, das unter einen Hut zu bekommen: Regionalität und gleichzeitig doch auch zu exportieren und zu liefern?

 

Ja, das ist immer ein riesiger Spagat. Wenn man anfängt in der Definition der Regionalität. Was ist den Regionalität überhaupt? Wenn ich in Amerika bin, sage ich ein paar Hundert Kilometer weg oder ein paar Tausend ist immer noch die Region. In Europa ist halt die Struktur eine ganz andere, in Österreich noch einmal und in Salzburg ist es erst recht noch einmal anders. Das heißt, für uns ist der regionale Markt, sehr wichtig, weil wir knappe 30 % vom Umsatz in der Region machen. Und da sind wir sehr markenaffin. Da schauen wir auch, dass wir die Marke zum Konsumenten transportieren. Das hat man jetzt auch wirklich gesehen in der Corona-Krise, dass der Konsument auf die Marke zugegriffen hat. Wir haben da wirklich ein sehr schönes Wachstum gehabt in den Markenprodukten im Lebensmitteleinzelhandel. Der Konsument hat gesagt, er ist markentreu und forciert die Marke noch mehr, weil das Thema Versorgungssicherheit / Nahversorger sehr wichtig ist und da hat er auf unsere Markenprodukte zurückgegriffen. Darauf sind wir sehr stolz!

 

Aber natürlich haben wir knapp 290 Mio. kg Milch und das konsumiert halt nicht nur der Salzburger, das geht halt nicht. Deshalb sind für uns die Exportmärkte sehr wichtig. Und da haben wir heuer auch in Deutschland mit Markenprodukten, speziell mit Käsescheiben und Milchprodukten, im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel gestartet, weil wir gesagt haben: „Der deutsche Gast ist einer der wichtigsten in der Region. Daher kennt er die Regionalität und wir bringen ihm die Regionalität von Salzburg nach Deutschland (oder nach Belgien oder sogar nach Italien). Mit unseren Produkten versorgen wir ihn aus der Region Salzburg in seine Region. Das scheint jetzt momentan einmal zu funktionieren, weil natürlich jetzt auch in der Krise sehr viele zuhause gewesen sind und diese Produkte gekauft haben. Daher sind diese Exportmärkte für uns sehr wichtig und nicht nur wichtig, sondern essentiell, damit wir unsere Markenprodukte und auch andere Produkte zum Konsumenten bringen.

 

Das heißt, ihr wollt aber trotzdem auch die Molkerei der Salzburgerinnen und Salzburger bleiben? Das ist schon auch ein wichtiges Ziel für euch?

 

Das ist ganz klar! Unser klarer Absender ist Salzburg! Wir haben ja vor Jahren die Umfirmierung gemacht von der Alpenmilch auf die SalzburgMilch. Das war 2013, weil wir gesagt haben: „Die Positionierung ist klar Salzburg“. Wir transportieren das Bundesland Salzburg mit – mit unserem Unternehmen, unseren Produkten, unseren Käseprodukten oder Milchprodukten hinaus zu den Konsumenten. Die Positionierung ist Salzburg und das Logo wird immer mittransportiert in der Marke, ganz egal ob es eine gentechnikfreie Milch oder eine Heumilch ist. Weil die Marke Salzburg ist das höchste Gut von uns.

 

Andreas, deine Einblicke in das Unternehmen sind sehr spannend. Wir werden aber an dieser Stelle jetzt stoppen. Ich freu mich schon auf den 2. Teil des Interviews mit dir, wo wir uns im Speziellen über die Umweltleistungen der SalzburgMilch unterhalten werden.

 

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