Hallo und herzlich willkommen. Wolfgang Düringer begrüßt Sie bei den Milchgesprächen, dem Podcast der SalzburgMilch. Zu Gast ist heute Dipl. Ing. Martin Seiringer von der Universität für Bodenkultur in Wien.
Hallo Wolfgang, danke für die Einladung.
Martin Seiringer hat gemeinsam mit seinem Kollegen Stefan Hörtenhuber im Rahmen eines Forschungs- und Dissertationsprojektes untersucht, welche Auswirkungen die Milchproduktion in Salzburg auf das Klima hat und welche Ökosystemleistungen die Landwirtschaft insgesamt erbringt. Es gibt dabei sehr spannende Ergebnisse, über die wir heute sprechen wollen.
Martin, ihr habt die angesprochenen wissenschaftlichen Untersuchungen im Auftrag der SalzburgMilch durchgeführt. Was waren die konkreten Ziele?
Die konkreten Ziele waren einmal, eine Ökobilanz zu erstellen von der SalzburgMilch und das möglichst repräsentativ für die gesamte Milch und dabei Unterschiede herauszufinden zwischen den unterschiedlichen liefernden Betrieben und Erklärungen zu finden, wie und warum sich die Betriebe unterscheiden. Und über die Ökobilanz hinaus haben wir noch die Ökosystemleistungen erhoben, um eine breitere Perspektive auf die Nachhaltigkeit zu haben und dabei möglicherweise Zielkonflikte zu entdecken. Ein weiteres Ziel war der internationale Vergleich der SalzburgMilch, mit dem österreichischen Durchschnitt und dem asus Deutschland und Dänemark.
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes können ja durchwegs als sehr positiv eingestuft werden. Welche Ergebnisse stechen deiner Meinung nach besonders hervor?
Zum einen einmal, dass in der Ökobilanz sehr niedrige Umweltwirkungen pro Kilogramm Milch auftauchen. Das ist über mehrere Umweltwirkungen hinweg so. Und ein spannendes Ding ist, dass zwischen den verschiedenen Milchsorten relativ geringe Unterschiede bestehen. Da gibt es halt Bandbreiten, wir haben ja pro Milchsorte mehrere Betriebe – also insgesamt 91 – und das Spannende ist, dass da jetzt zum Beispiel bei der Klimawirkung nicht so die großen Unterschiede sind, wie man sich vielleicht erwarten hätte können.
Der Landbedarf – also quasi die Quadratmeter pro Kilogramm Milch – ist höher, das ist einfach den Standortbedingungen und der Produktivität vom Land geschuldet und das kann man auch umgekehrt sehen, was ich eine spannende Betrachtungsweise finde, dass man sagt: Pro Hektar beispielsweise haben wir umgekehrt viel geringer Emissionen und das heißt eigentlich bewirtschaften wir das Land sehr günstig im Vergleich.
Was besonders gut ist, ist die Lebensmittelkonversionseffizienz. Also, es besteht sehr geringe Verfütterung von für die menschliche Ernährung potentiell tauglichen Futtermitteln und das erklärt sich teilweise über den niedrigen Kraftfuttereinsatz auch sehr. Das ist irgendwie das Besondere, dass trotz niedrigem Kraftfuttereinsatzes und niedrigem Einsatz von Silomais, weil sehr viel graslandbasiert ist und die Produktion trotzdem relativ niedriges Treibhauspotential oder Klimawirkung vorhanden ist.
Kannst du mir ein bisschen dazu sagen, wie diese Untersuchung praktisch aufgebaut war? War das eine theoretische Arbeit? Seid ihr zu den Betrieben rausgefahren und habt ihr euch die Betriebe angeschaut?
Nachdem wir 91 Betriebe gehabt haben, haben wir das mit einem sehr umfangreichen Fragebogen durchgeführt. Die Betriebe haben dann den Fragebogen ausgefüllt. Da waren ganz viele Fragen zu „Wie wird gefüttert?“, „Wie werden die Flächen bewirtschaftet?“, „Welche Gebäude sind vorhanden?“, „Wieviel Strom wird verbraucht?“, „Wieviel Diesel wird verbraucht?“, welche Maschinen, Nutzungsdauer von den Maschinen. Weil in der Ökobilanzierung machen wir ja quasi wie in der Buchhaltung eine Abschreibung von den Maschinen, also den Entstehungskosten in Form z.B. von wieviel Treibhausgase bei der Produktion vom Stahl für den Traktor entstehen und das rechnet man über die Nutzungszeit ab und das geht dann auch in die CO2-Bilanz vom Kilo Milch ein. Das war der Fragebogen. Gleichzeitig haben wir auch Daten vom Ministerium und von der AMA bekommen, wo wir das dann ergänzen haben können, z.B. die genauen Tierbestände oder die genauen Flächen oder die Lage der Flächen. Das haben wir dann eben teilweise von öffentlich verfügbaren Daten und teilweise von AMA und Ministerium bekommen.
Das heißt, ihr habt euch aber die Betriebe durchaus im Detail sehr genau angesehen?
Ja, ich würde schon sagen sehr genau. Und nachdem das für Betriebe auch nicht so einfach ist, alle Fragen so ad hoc zu beantworten, haben wir da natürlich auch immer - wenn etwas unklar ist – habe ich BetriebsleiterInnen angerufen und habe noch einmal nachgefragt, wenn etwas unstimmig war. Ich verstehe das auch, ich komme ja selber von einem landwirtschaftlichen Betrieb. Oft ist das gar nicht so einfach dann abzuschätzen, wieviel Kraftfutter man genau in einem Jahr braucht oder solche Sachen.
Die Landwirtschaft in Österreich gilt ja allgemein als sehr nachhaltig. In Salzburg werden die Rinder vor allem mit Gras, Heu und Silage gefüttert und der Anteil am Kraftfutter ist relativ gering. Was ist daran so besonders?
Dass halt die Fütterung so grundfutterbetont ist und eben wenig Kraftfuttereinsatz basiert ist, ist besonders positiv eben wieder für die Lebensmittelkonversionseffizienz, und es macht ja die Betriebe auch unabhängig von externen Unsicherheiten. Je weniger man zukaufen muss, umso stabiler ist das System. Und weil das ja gleichzeitig niedrigere Treibhausgasemissionen insgesamt aufweist, spricht das auch für sehr hohe Grundfutterqualität, weil im Prinzip ist es so: Je mehr die Kuh frisst, umso mehr emittiert sie. Also, wenn die Grundfutterqualität hoch ist, braucht man weniger Kraftfutter. Dann muss sie insgesamt nicht so viel fressen und es ergibt geringe Emissionen aus dem Pansen. Was auch besonders ist, ist dass sie (die Landwirtschaft in Salzburg, Anm.) sehr vielfältig ist. Also wir haben die Betriebe von der Gunstlage im Flachgau bis im Pinzgau und in Berglagen. Besonders viel im internationalen Vergleich haben wir Weide und Heu und Frischgras. Und besonders Weide und Frischgras - also Eingrasen – sind sehr günstig, was die Emissionen betrifft, weil bei der Futterbereitung wenig Emissionen entstehen. Und was auch sehr besonders ist, ist dass sie teils sehr kleinstrukturiert ist, also es gibt so viele Betriebe, die 10 Kühe oder weniger haben, was gerade im internationalen Vergleich etwas ganz Besonderes ist und eigentlich etwas sehr Erhaltenswertes.
Für die Fütterung bedeutet das, je weniger weit ich fahren muss, desto positiver ist das für die Ökobilanz?
Genau. Wobei Transportkosten in der Ökobilanz meistens nicht so den großen Anteil ausmachen. Aber prinzipiell ist eine hohe Grundfutterqualität am eigenen Betrieb eine sehr gute Voraussetzung für eine günstige Ökobilanz.
Es gibt ja auch immer das Argument, man solle statt Tiere zu halten doch besser Ackerfrüchte anbauen und diese direkt essen, statt sie zu verfüttern. Wäre das aus deiner Sicht im Bundesland Salzburg eine Option?
Das ist eine spannende Frage. Aus Aufzeichnungen wissen wir ja, dass früher die Ackerflächen viel größer waren, also dass es viel mehr Getreide auch in alpineren Lagen gegeben hat, als es heute gibt. Von daher wissen wir ja, dass es möglich ist. Da gibt es ja die Geschichte von meinem Opa, dass der auch Speisegetreide produziert hat. Für einen Kipper hat man damals quasi einen halben Traktor kaufen können. Das ist ja heute nicht mehr so, weil ja die Qualitätsanforderungen gestiegen sind und es gar nicht so einfach ist, in Lagen mit mehr Niederschlag Speisegetreide zu produzieren, zum Beispiel. Was aber schon ist, ist, dass durch den Klimawandel wahrscheinlich Gebiete mit mehr Niederschlag, wie wir sie in Salzburg haben, interessanter werden für den Ackerbau, aber andererseits die Ackerflächen – wenn wir Erdöl komplett ersetzen möchten – natürlich auch für andere Ziele genutzt werden wollen. Also wir sagen da immer „Food Fiber Feed Fuel“ also die 4 Fs. Wahrscheinlich wird dann mehr Druck auf Ackerflächen sein. Das Dauergrünland hat andererseits einen sehr hohen Humus-Gehalt und damit auch Kohlenstoffspeicher. Und das heißt eigentlich ist ein Umbruch von Dauergrünland aus der Sicht auf jeden Fall nicht sinnvoll. Deswegen wird es sich wahrscheinlich eher auf die bestehenden Ackerflächen konzentrieren, wo es schon interessant sein kann, aber nicht die Dauergrünlandflächen, weil die ja eben in den Hanglagen besonders wichtig für den Erosionsschutz sind. Da ist ja dann die sinnvollste Nutzung eben ein permanenter Bewuchs und Dauergründland, und da ist die beste Verwertung eben dann über Wiederkäuer.
Das heißt wir haben in Salzburg ja, ca. 97% unserer landwirtschaftlichen Flächen sind Grünland, sind Grasland. Das heißt, diese Verwertung über den Wiederkäuer macht Sinn?
Genau, das sehe ich genauso. Beim Dauergrünland sollte man doch auch schauen, dass man nicht nur sehr intensive Flächen hat, also gerade das extensive Dauergrünland, besonders die Almen, sind – was Ökosystemleistungen betrifft - besonders positiv. Aber wo eben sehr viel Niederschlag ist, Hanglage, da ist Dauergrünland das effizienteste, mit Wiederkäuer zu verwerten.
Du hast vorhin schon einen Begriff gebracht, der für mich sehr kompliziert ist, auch auszusprechen „Lebensmittelkonversionseffizienz“. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?
Die Lebensmittelkonversionseffizienz beschreibt das Verhältnis zwischen dem Output, also entweder in Energie oder Protein in der Milch zum Beispiel, was für den Menschen quasi als Nahrung zur Verfügung steht, im Verhältnis zu dem, was in den Futtermitteln potentiell auch für die menschliche Ernährung geeignet wäre. Also wir dividieren quasi das Milchprotein, das wir haben, durch das in den Futtermitteln z. B. im Getreide oder Soja wäre ja potentiell auch für den Menschen verfügbare Energie oder Protein. Und wenn wir einen Wert über 100 % haben, dann kriegen wir durch die Milchproduktion effektiv insgesamt mehr Lebensmittel als wir vorher haben. Was man bei den tierischen Lebensmitteln auch noch dazu berücksichtigen kann, ist dass die tierischen Lebensmittel von der Proteinqualität höher sind als die pflanzlichen Lebensmittel. Dadurch schaut das Verhältnis sehr gut aus.
Das heißt konkret, es gibt bei der Milchproduktion eine positive Bilanz, es wird weniger investiert als dann an Lebensmittel gewonnen wird.
Also gerade Milchkühe sind im Vergleich zwischen den Tierarten – da hat es Untersuchungen in Österreich gegeben – die effizientesten Umwandler von Futtermittel zu Nahrungsmittel und auch die SalzburgMilch schneidet da im Vergleich mit Österreich oder international sehr gut ab, weil eben sehr wenig Silomais verfüttert wird und sehr wenig Kraftfutter.
In Salzburg spielt die Weidehaltung eine sehr große Rolle. Gibt es hier Unterschiede im Vergleich zu anderen Produktionsverfahren?
Die Weide ist generell sehr günstig, weil einerseits haben wir eine sehr hohe Futterqualität, also es gibt keine Verluste durch Konservierung oder am Futtertisch. Gleichzeitig sind die Aufwände – z.B. für Maschinen – sehr gering. Die Kuh holt sich das Futter selbst, man muss es nicht mähen, wenden, bergen, silieren, dann zum Futtertisch bringen. Und dazu kommt, dass man sich eben z.B. auch die Wirtschaftsdüngerausbringung spart und gleichzeitig auch die Wirtschaftsdüngerlagerung, wo auch ein großer Anteil, oder 25 % vom gesamten CO2-Fußabdruck von der Milch entstehen, dass das alles bei der Weidehaltung wegfällt. Also wenn es möglich ist, ist es eine sehr gute Möglichkeit, dass man Umweltwirkungen reduziert.
Die Tierhaltung steht immer wieder wegen der Emissionen von Treibhausgasen in der Kritik. Laut eurer Untersuchung sind die Emissionen pro kg Milch in Salzburg aber vergleichsweise niedrig.
Genau und das selbst bei sehr moderaten Milchleistungen im Vergleich. Ein Teil, der für mich auch sehr spannend war, ist, dass man ab 6.500 kg Milchleistung pro Kuh und Jahr schon Betriebe findet, die wirklich unter 1 kg CO2-Äquivalente pro kg Milch liegen. Das ist wirklich ein sehr guter Wert. Die Erklärungsansätze, die ich mir da herausreime aus diesen Ergebnissen, sind, dass eben die Grundfutterqualität sehr hoch ist mit guter Nutzungsdauer, also langlebigeren Kühen, lässt sich da ein bisschen etwas machen. Die Kraftfuttermittel kommen mit einem geringen CO2-Rucksack, weil beispielsweise eben nur Soja aus Europa eingesetzt wird. Und was auch einen Teil ausmacht, ist, dass der Strommix sehr nachhaltig ist, weil wir in Österreich halt sehr viel Wasserkraft haben. Und es gibt ja auch gar nicht so wenige Betriebe, die eigene Photovoltaik-Anlagen haben. Die Weide – wie erwähnt – ist sehr günstig. Und was auch ein Grund ist, ist, dass wir eher kühlere Temperaturen haben im Winter und damit relativ geringe Emissionen aus der Wirtschaftsdüngerlagerung entstehen.
Neben der Ökobilanz habt ihr euch auch die Ökosystemleistungen angeschaut. Worum geht es da? Was ist das genau und wie sieht die aus in Salzburg?
Genau. Das war ein spannender Teil von unserer Untersuchung, weil wir eben über die Ökobilanz hinausgegangen sind. Also Ökobilanz ist halt eben das klassische CO2 pro kg Milch, das ist per Definition eher der Fokus auf negative Umweltwirkungen, die bei der Produktion entstehen, und das wollten wir eben ergänzen mit den Ökosystemleistungen, um herauszufinden, ob es da Zielkonflikte oder Synergien gibt. Die Ökosystemleistungen sind definiert als die direkten und indirekten Beiträge von Ökosystemen zum menschlichen Wohlergehen. Das ist eine sehr breite Definition, aber das gibt es seit ungefähr dem Ende der 90er Jahren. Da ist dieser Begriff sehr stark aufgekommen und Forschungen in diese Richtung, um eben zu zeigen, dass nicht nur die Milch das positive von dieser landwirtschaftlichen Nutzung ist oder eben von dem Ökosystem, sondern dass es da noch sehr vielfältige Wirkungen gibt, die quasi auch positiv sind für den Menschen, für die Gesellschaft. Und das teilt man eben ein in drei Kategorien: die bereitstellenden Ökosystemleistungen, das sind eben die Klassiker Nahrungsmittel, Biomasse, Faser, Brennholz, also was man angreifen kann, also auch Trinkwasser. Dann regulierende Ökosystemleistungen wie eben die Speicherung von Kohlenstoff im Boden oder den Schutz vor Hochwasser durch Feuchtgebiete durch den Wasserspeicher. Und auch die kulturellen Ökosystemleistungen. Da wäre eben z.B. das Naherholungspotential, das ja auch im Tourismus stark gefragt ist oder einfach die Ästhetik von der Landschaft.
Hat es bei den Ökosystemleistungen besondere Ergebnisse gegeben, die euch vielleicht besonders überrascht haben?
Was besonders auffällt sind die Almflächen und extensive Wiesen im Berggebiet, die einfach, was das Naherholungspotential und z.B die Trinkwasserbereitstellung betrifft, sehr positiv auffallen und genauso auch, was Biodiversität angeht, in vielen Ökosystemleistungen sehr positiv sind und gleichzeitig sind es ja oft Flächen, die eher betroffen sind von einer Nutzungsaufgabe und einfach von sehr kleinstrukturierten Betrieben bewirtschaftet werden. Also, es ist spannend zu sehen, das, was man eigentlich so eh irgendwie weiß, dass man da halt auch Zahlen dazu hat, eben dass diese Flächen sehr positiv sind, eigentlich insgesamt für das gesellschaftliche Wohlergehen, aber die Betriebe da jetzt nicht extra monetäre Wertschätzung dafür erhalten. Und umgekehrt, was auch relativ logisch ist, dass Betriebe in der Gunstlage sehr gut sind, was jetzt die Milchproduktion betrifft. Aber das Spannende ist eben, dass da unterschiedliche Betriebe immer unterschiedliche Stärken haben und das deswegen eben insgesamt spannend ist, dass da eben alle ein Potential haben oder eben Stärken haben.
Ihr habt euch insgesamt, hast du gesagt, über 90 Betriebe angeschaut. Wie groß sind die Unterschiede zwischen den Betrieben jetzt, nicht nur im Bereich der Ökosystemleistungen sondern insgesamt. Welchen Eindruck habt ihr da bekommen von der Salzburger Milchwirtschaft?
Die Unterschiede sind wirklich groß und gerade bei der gentechnikfreien Milch, da gibt’s wirklich die volle Bandbreite von eben einem Betrieb in der Gunstlage Flachgau, Braunau mit Silomais bis hin zu einem Betrieb mit ganz wenigen Kühen und irgendwo im Berggebiet mit Almbewirtschaftung. Was spannend ist, ist, dass genau die Milchsorten, die eben mit Silage wirtschaften, sind eher die, die Almen nutzen und auf Almen auftreiben. Das macht auch Sinn, weil diese wahrscheinlich auch am schwersten Heu produzieren können, weil es da mehr regnet.
Das heißt aber, genau diese Mischung aus verschiedenen Betrieben ist eigentlich ein Vorteil für die Nachhaltigkeit der Milchproduktion?
Es ist einfach sinnvoll, die unterschiedlichen Standortverhältnisse in einem sinnvollen Rahmen zu nutzen. Das heißt, es hat keinen Sinn, dass man auf einer Bergfläche besonders intensiv wirtschaftet und genauso ist es gut, wenn man einen günstigen Standort auch sinnvoll nützt in der Produktivität. Mit den Ökosystemleistungen kann man halt sagen, dieser Bergstandort ist wichtig, nicht jetzt für die produktiven Aspekte und der muss auch nicht unbedingt die niedrigste CO2 Bilanz haben, weil der bewirtschaftet halt viel Land und ist einfach generell sehr wertvoll, weil mit den Ökosystemleistungen einfach diese Landbewirtschaftung schon sehr wertvoll ist.
Ich höre aber bei dir raus, es gibt sehr, sehr viele Faktoren einfach zu berücksichtigen, um wirklich dann eine Bilanz zu ziehen und sich ein Bild zu machen.
Genau. Es ist wirklich komplex, weil einfach auch die Standortbedingungen auch so unterschiedlich sind. Deswegen müssen wir echt aufpassen, dass wir nicht alle Betriebe über einen Kamm scheren und eben wenn wir dann Lösungen oder Verbesserungspotentiale finden wollen, sollten wir das dann auch möglichst individuell für den Betrieb anschauen, was da jetzt sinnvoll ist.
War das ein Thema in eurer Studie, hier Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten oder habt ihr euch nur einmal angeschaut, wie sieht die Situation aus?
Wir haben einerseits genau angeschaut, wie der Status Quo ist, aber gleichzeitig haben wir auch darauf geachtet, dass wir Verbesserungspotentiale ableiten können.
Welche Rolle spielt die Ernährung eigentlich in unserem CO2-Fußabdruck. Es wird immer wieder gefordert, eine Ernährungsumstellung in Richtung vegetarisch/Veganismus. Wieviel lässt sich oder würde sich damit eigentlich bewirken lassen?
Die Ernährung macht ungefähr 2 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr von einer Person aus, die emittiert werden, im Vergleich zu den ungefähr 10 Tonnen, die eine durchschnittliche Person in Mitteleuropa emittiert, ist das relativ wenig, aber eigentlich auch nicht. Und wenn man sich das anschaut, weil es für die Zukunft so das Ziel ist, mit den Pariser Klimazielen von ungefähr 2,2 Tonnen pro Kopf und Jahr, dann ist 2 Tonnen schon deutlich zu viel und mit der Umstellung auf vegetarische oder vegane Ernährung, kann man da durchaus Reduktionen von 50 % oder mehr erreichen. Gleichzeitig ist eben das Dauergrünland in Österreich einfach da und wie wir schon gesagt haben, eine effiziente Nutzung ist eben über die Wiederkäuer und ich denke, dass tierische Lebensmittel durchaus Teil von einer nachhaltigen Ernährung sein können. Was wir aber auch wissen, ist, dass eben der Fleischkonsum für Gesundheit und Umwelt momentan einfach ungefähr 50 % zu hoch ist.
Das heißt aber, deine Empfehlung nach dieser Studie würde eh in diese Richtung gehen, zu heimischen Lebensmittel zu greifen, wenn ich zwischen den Zeilen lesen kann?
Genau. Was mich interessieren würde ist ja z.B., wie würde es aussehen, wenn man jetzt sagt, man versucht Futtermittelimporte zu reduzieren. Also, es geht da jetzt nicht um die Autarkie aber generell um Nährstoffkreisläufe, dass man schaut, dass man in Österreich das eher schließt und damit die Umweltwirkungen nicht auslagert, weil was man importiert, passiert zwar nicht bei uns, aber passiert ja trotzdem.
Isst du selbst gerne Milchprodukte und wenn ja, welches?
Ja, ich esse gerne Milchprodukte, ich bin auch so sozialisiert worden. Ich bin ja auf einer Milchwirtschaft aufgewachsen. Brot ohne Butter kann ich mir schwer vorstellen und ja, guter Bergkäse und Jogurts sind sehr gut. Und Jogurt besonders ist ja auch sehr gesund,
Martin, vielen Dank fürs Kommen, für das interessante Gespräch und alles Gute.
Danke auch dir für die Einladung und für das interessante Gespräche und auch dir alles Gute.
Freut mich sehr, dass du da warst.